Ringen um neue Strukturen in der anglikanischen
KircheVom 2. bis 12. Mai 2009 tagte der Anglican Consultative Council (ACC) in Kingston /Jamaika.
Beobachter der altkatholischen Kirchen bzw. der Internationalen
Altkatholischen Bischofskonferenz war Bistumsverweser Dr. Harald Rein aus der
Schweiz. Hier seine Eindrücke in Kurzform:
Der Anglikanische Konsultativrat, der jede 2 bis 3 Jahre tagt, umfasst etwa 100 Delegierte. Er
setzt sich nach einem komplexen Verteilungsschlüssel zusammen, der alle Mitgliedskirchen
bzw. Kirchenprovinzen berücksichtigt nach Mitgliederzahl, Männer und Frauen,
Altersgruppen, Geistliche und Laien. Neben den Lambeth-Konferenzen (jede 10 Jahre, alle
Bischöfe) und dem „Primates Meeting“ (jährlich, alle Oberhäupter der Kirchenprovinzen) ist
er das bedeutendste Gremium im Sinne von repräsentativ, auch wenn seine Beschlüsse bisher
nicht bindend waren. Und gerade darin liegen die gegenwärtigen Probleme der 80 Millionen
Anglikaner als weltweite Kirchengemeinschaft begründet. Es werden neue, verbindlichere
Strukturen gewünscht, die in heiklen Fragen mehr Einheit und Beschlüsse von verbindlichem
Charakter ermöglichen. Es geht um die Spannung zwischen der Autonomie der einzelnen
Mitgliedskirchen und das, was die Anglikaner im Sinne von Identität verbindet. Wie z.B. die
Frage, ob man Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben, zum Bischof
wählen und weihen darf. Auch wenn die Details noch in eingesetzten Kommissionen zu
beraten und zu formulieren sind und definitive Beschlüsse erst bei der nächsten Versammlung
des ACC gefasst werden, skizziert sich folgender Lösungsweg:
1) Die Mitgliedskirchen wollen sich bis zur nächsten Versammlung weiter an folgendes
halten: vorläufig keine Bischofsweihen mehr an Menschen, die in
gleichgeschlechtlicher Partnerschaft leben; vorläufig keine Inkraftsetzung von
offiziellen Liturgien mehr, die die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
zum Inhalt haben; kein Bischof darf „abtrünnige Gemeinden“ eines anderen Bistums
unter seine Jurisdiktion aufnehmen oder Bischöfe für diese weihen.
2) An der nächsten Versammlung soll die anglikanische Kirchengemeinschaft auf eine
neue Grundlage gestellt werden. In diesem Anglikanischen Bund (Anglican
Convenant) sollen klare Regeln festlegen, wie man künftig mit Streitigkeiten umgeht,
wie dabei entschieden wird und welche Konsequenzen ein Nichteinhalten von
Beschlüssen für eine Mitgliedskirche hat.
De facto läuft das meines Erachtens darauf hinaus, dass der Erzbischof von Canterbury und
die Oberhäupter der anderen Kirchenprovinzen im ACC ein stärkeres Gewicht bekommen wie
bisher und Kirchenprovinzen, die einen Beschluss des ACC nicht einhalten wollen bzw.
können, selbst ihre Mitgliedschaft aussetzen können, auch zeitlich befristet.
Harald Rein
Quelle:
http://utrechter-union.org/german/news/ACCKurzberichtRein.pdf Da scheint sich wirklich was zu tun. Die Kirchen sollen keine Homosexuellen mehr Weihen dürfen, bzw. keine homosexuellen Partnerschaften mehr segnen dürfen, dafür sollen keine Parallelstrukturen mehr errichtet werden.