Hallo Tarec, hallo liebe Leser des Forums,
zu meinen schönsten Erinnerungen an das Internationale Laienforum 2007 in Tschechien gehört - neben der Organisation durch Hana und die Gemeinde Straconice - der Segen in der Samstag-Abendfeier der deutschen Gruppe: Jeder salbte in Erinnerung an die Taufe seinem Nachbarn die Stirne und Innenflächen der Hände mit wunderbar duftender Rosencreme und den Worten:
Gott stärke Dich: Er mache Dich zu seinem/seiner königlichen PriesterIn! Im Abschluss-Gottesdienst am Sonntag in der Kapelle neben dem Burghof von Straconice nahm Bischof Dusan diesen Gedanken auf, kniete am Boden nieder und erbat von jedem Teilnehmer des Laienforums persönlich den Segen des Herrn ...
Zu den Inhalten:
Drei Referate gaben Anregungen zur den Fragestellungen und für die Diskussionen. Josef König (Tschechien): „Allgemeines und ordiniertes Priestertum im Sinne der Lima Dokumente, altkatholische Rezeption dieser Position“, Dr. Peter Morée (Niederlande / Tschechien): „Ideen zur Gestaltung von Kirche in der Tschechischen Reformation“ und Trudie Smit (Niederlande): „Meine Priester-Rolle als Pastoralassistentin“. Dann ging’s „ans Eingemachte“: das Ergebnis der Diskussionen in vier Kleingruppen findet sich geordnet nach drei Themenbereichen in der nachfolgenden Übersicht, wobei die Unterpunkte eine Zusammenfassung gleichartiger Meinungen sind. Es sollen wie oben beschrieben nicht (nur) Antworten sein, sondern durchaus auch Fragen offen bleiben.
Thesen zum Thema „allgemeines Priestertum“:
Allgemeines Priestertum bedeutet für uns, im täglichen Leben spirituelle Dimensionen zu eröffnen. Das allgemeine Priestertum bedeutet Verantwortung, im Namen Gottes zu wirken – durch unser Leben.
Das Zeichen unserer Berufung zum allgemeinen Priestertum ist die Salbung bei der Taufe. Der Täufling wird gesalbt zum Priester, fußend auf 1Petrus 2,9 und Offenbarung 1,5. Durch die Taufe sind wir zum allgemeinen Priester berufen, erkennbar im christlichen Handeln. Alle Getauften tragen Verantwortung für die Kirche: Klerus und Laien.
Das allgemeine Priestertum ist eine Qualität, die aus einer Berufung durch den Herrn stammt, sich in der Taufe realisiert und die den Menschen zu den Aufgaben, die der Gemeinschaft des Körpers Christi anvertraut wurden, verpflichtet und befähigt. Der Leib Christi als die Gemeinschaft Christi soll in der Welt bezeugen, dienen, loben und preisen. Im "Vater unser" hat uns Jesus einen direkten Zugang zu Gott eröffnet, sodass kein Vermittler notwendig ist. In der Bitte "vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" zeigt sich, dass alle Menschen in gleicher Weise von Gott beschenkt sind. Sie haben daher alle die gleiche Würde.
Thesen zum Thema „ordiniertes Priestertum“:
Der ordinierte Priester kommt aus der Gemeinschaft der Getauften, also aus dem allgemeinen Priestertum und hat spezielle Aufgaben, die ihm von der Gemeinschaft übertragen werden. Das ordinierte Priestertum wächst vom allgemeinen Priestertum aus als seine spezielle Form, zu der der Mensch von Christus berufen wird.
Das ordinierte Priestertum ist Dienst an der Gemeinde, der sich in der Verkündigung des Wortes und der Spendung der Sakramente zeigt. Das ordinierte Priestertum muss dabei dem allgemeinen Priestertum den Freiraum lassen, sich im Gottesdienst zu entfalten, z. B. in Dankgebeten und in der Auslegung des Wortes. Die Träger und Trägerinnen des sakramentalen Priestertums können nicht ohne Gemeinschaft existieren, andererseits braucht die Gemeinschaft den sakramentalen Dienst der Ordinierten.
Alle altkatholischen Kirchen definieren sich als episkopal-synodale Kirchen, wobei die Episkopalität das dreistufige Amt einschließt – ohne ordiniertes Priestertum sind wir keine Altkatholiken.
Thesen zum Thema „Konkretisierung des allgemeinen Priestertums in der heutigen Zeit“:
Das allgemeine Priestertum zeigt sich im "Gottes-Dienst" des täglichen Lebens, im "erkennbar Machen" als Christ, im "Zugehen" auf (Hilfe) Suchende. Das allgemeine Priestertum beweist sich im christlichen Leben in seiner ganzen Vielfalt.
Das allgemeine Priestertum hat das Recht auf den Raum, sich z.B. durch Dankgebete, Auslegungsgespräche und vielem mehr in der Liturgie zu zeigen. Laien sind in der Liturgie umfassend beteiligt, auch bei der Verkündigung des Evangeliums, bei der Austeilung / Weitergabe von Brot und Wein, bei der Erstellung / Erarbeitung von Fürbitten und weiteren Gebeten und bei vielem mehr.
Allgemeines Priestertum konkretisiert sich in unserer Synodalität, die die Gemeinde und auch die ganze Kirche betrifft. Die Synodalität äußert sich durch die Mitverantwortung von uns allen für das Leben der Kirche und deren Zeugnis.
Das allgemeine Priestertum kann konkretisiert werden, indem wir z.B. anderen Hoffnung geben, und uns bemühen, nach dem Evangelium zu leben und den Missionsauftrag in seinen vielen Facetten zu erfüllen. Für uns als Altkatholiken ist Glaube nicht möglich ohne Kirche und Priester und damit Verzicht auf Sakramente und Gemeinschaft.
Das Freizeitprogramm kam natürlich auch nicht zu kurz. Erklärtes Motto des jährlich in einem anderen Land stattfindenden Laienforums ist es ja, auch einander zu begegnen und das jeweilige Tagungsland kennen zu lernen. So waren die heurigen Höhepunkte der Begegnungs- und Kennenlern-Abend in der Burgweinstube, eine Besichtigung der Burg und des Burgmuseums Strakonice mit Dudelsackkonzert und Vorführungen mit Degen und Schwert, Turmbesteigung, ein Ausflug in die Stadt Tabor mit Stadtrundgang, Begehung der unterirdischen Kellergänge und gemeinsamem Abendessen mit den Alt-Katholiken der Lokalgemeinde in einer urigen Gaststätte.
Viele Grüße, ich freue mich auf ein Kennenlernen
vom 13.-17.August 2008 im alt-katholischen Kloster St. Severin, in Leinau bei Kaufbeuren im Allgäu, mit dem Thema "Spiritualität"
Johannes aus München
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