JHNewman hat geschrieben:
Eilike hat geschrieben:
"Warum bringen wir nicht endlich mal Worte und Begebenheiten aus dem (...) Thomasevangelium in unserer Leseordnung unter?"
Weil eine Leseordnung quasi kanonischen Charakter für eine Glaubensgemeinschaft hat? Und weil nichtkanonische Texte in einer solchen Ordnung nichts verloren haben?
Man könnte ja darüber nachdenken, mal einzelne thematische Abschnitte anderen (kanonischen) Texten gegenüberzustellen und sie auch in einen gottesdienstlichen Kontext zu stellen. Das kann man ja auch mit literarischen Texten machen. Aber in einer Leseordnung für den dauerhaften liturgischen Gebrauch gehören solche Texte nicht rein.
Einmal das. Und dann wie schon von mir angefragt: weshalb soll es dafür irgendeine Notwendigkeit geben, die das dringliche "endlich mal" rechtfertigt?
Gucke ich mir die Ergebnisse der exegetischen Wissenschaft an, so sind neben den Logien, die auch in den synoptischen Evangelien vorkommen, eine große Anzahl von nicht-synoptischen Logien, denen aber nicht automatisch eine Authenzität zu erkannt werden muß resp. kann. Einige sind klar gnostischen Ursprungs, andere stammen eher aus jüdisch-weisheitlichen Traditionen. Ob der historische Jesus sie jemals in den Mund genommen hat, weiss heute kein Mensch. Wahrscheinlich stammt das Zeug aus der Zeit um 140 nach Christus. (Klaus Berger vertritt allerdings auch hier eine Frühdatierung.) Wissenschaftler wie Klauck halten ws aus dem EvTh heraus für unmöglich, Rückschlüsse auf den historischen Jesus zu ziehen. Andere halten es für sehr wahrscheinlich, dass bestimmte Logien authenisch sind, wie zum Beispiel Lüdemann hinsichtlich
Logion 98. Als Grund für diese Wahrscheinlichkeit hat er allerdings nicht vielmehr anzubieten, als dass sich dieses Logion besonders radikal anhört und deshalb vermutlich der "moralischen Zensur" zum Opfer gefallen sei (Lüdemann; Bibel der Häretiker, S. 130). Es heißt:
" Jesus sagte: "Das Königreich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen mächtigen Mann töten wollte. Er zog das Schwert in seinem Haus. Er stieß es in die Wand, um zu erkennen, ob seine Hand stark genug wäre. Dann tötete er den Mächtigen."
Solche Logien brauchen wir also unbedingt für unsere Lesungen?
Ich gebe zu, wenn man in Gottesdienst und Predigt nicht auf besondere Splattereffekte verzichten will, ist die Einführung des EvTh. unabdingbar. (Bis dahin kann man allerdings auch zu gewissen Passagen aus dem alte Testament Zuflucht nehmen. )
PS: Ich bin allerdings auch der Überzeugung, dass Liturgiekommission, Bischof und Synode solche Bereicherungen, die uns einen vornehmen Platz in der Kuriositätenschau christlicher Sondergruppen einbringen würde, nicht passieren lassen werden.